Unsere Freewalking-Guide Suzanne, mit der wir durch Las Cortes, auf der anderen Flussseite der Altstadt gelaufen sind, hat uns zuallererst zu unserem unfassbaren Glück gratuliert. Sie selber war für 7° Celsius und graues Regenwetter gekleidet, stattdessen haben wir einen der eigentlich im März nicht vorhandenen sonnigen Frühlingstage erwischt. Die Geschichte der Stadt über den industriellen Niedergang bis in die späten 80er-Jahre hinein, konnten wir viel über den Hintergrund der Ansiedlung des Guggenheim Museums in den 90er Jahren lernen und den danach benannten Guggenheim Effekt, der Bilbao weg von einer Arbeiter-/Stahlmienenstadt hin zu einem Kulturzentrum Spaniens transformiert hat. Las Cortes selber ist ein spannender Stadtteil, ehemals für Minenarbeiterarbeiter und ihre Familien angelegt, zumeist aus Südspanien, nun multikulturell, links(-autonom) und künstlerisch geprägt, und mittlerweile bereits etwas gentrifiziert.
Als wir am späteren Nachmittag in Bilbao, der eigentlichen Hauptstadt des Baskenlandes, ankamen, war es diesig und bewölkt. Diese von grünen Bergen umgebene Industrie- und Hafenstadt wirkt bei grauem Wetter wenig einladend und wir haben kurz an unserer Wahl als Ziel gezweifelt. Nach der ersten Erkundung der Altstadt und am Fluss Nervion entlang Richtung Guggenheim Museum, hat sich doch eine gewisse Neugierde, mehr über diese Stadt zu erfahren, eingestellt und wir haben beschlossen am nächsten Tag eine freewalking Tour zu machen. Am nächsten Morgen war dann bestes Frühlingswetter, Sonne und knapp 18 °C. Das Erkunden dieser alten Industriestadt, deren Niedergang in den 70er Jahren begann, konnte also beginnen.
Nachdem wir Katalonien also ein bisschen erkundet hatten, sollte es in Richtung Atlantik gehen, in den Nordwesten Spaniens. Bilbao sollte das Ziel sein, vor allem wegen des Guggenheim Museums, der eigenen Kultur des Baskenlands und der Küche. Aber knapp 700 km an einem Tag war uns zu viel, sodass wir die entspanntere und günstigere Route ohne Mautstraßen nahmen und in Saragossa einen kurzen Zwischenstopp machten. Saragossa ist die heimliche Partyhauptstadt Aragoniens, in der wir aber keine Party gemacht haben, sondern eine beeindruckende Kathedrale und ein Reenactment irgendeines spanisch-französischen Krieges in der ganzen Altstadt gesehen haben. Wohl das absolute Highlight des Jahres, was wir in bester Song Kran 2019-Manier gar nicht auf dem Schirm hatten und da wirklich mal wieder rein gestolpert sind. Cool! Nach einer kurzen Nacht sind wir dann entspannt am nächsten Morgen nach Bilbao gefahren.
Girona ist auf unsere Route gekommen, weil es von Freunden dermaßen gelobt worden ist, dass wir gar nicht anders konnten, als hin zu fahren. Und Girona ist wirklich toll. Von unserem Apartment mitten in der Altstadt aus, kann man diese ruhige (vor der Sasion) und malerische alte Stadt wirklich geniessen. Man teilt sie sich nur mit sehr vielen Radfahrer:innen, die hier gemeinsam Urlaub machen oder in die Saison starten. Auch der deutsche Triathlet Jan Frodeno hat hier zeitweise gelebt und betreibt immer noch ein Café. Alles sehr velophil also. Um die Stadt in der Kürze unseres Aufenthalts kennen zu lernen habe wir eine Freewalking Tour gemacht, die zwar offiziell an Game of Thrones angelehnt ist, weil hier mehrere Staffeln mit der Stadt als Kulisse gedreht worden sind. Allerdings auch für mich als nicht-GoT-Fan sehr interessant war, weil der Guide supernett war und hat kurzweilig erzählt. Wir waren auch nur zu viert, sodass sehr viel Zeit für Fragen zu der Historie blieb. Aber in der Saison ist deutlich mehr los, denn die Stadt ist aufgrund der Serie längst kein richtiger Geheimtipp mehr. Die Abende habe wir in einer Tapasbar um die Ecke unsere Unterkunft (El Cafe) verbracht, fleißig regionalen Wein getrunken und uns an Pinchos satt gegessen. Sie sind eigentlich eine kleine Mahlzeit, die in Kneipen und Gaststätten zu einem Getränk verzehrt wird und kommen aus dem Baskenland (baskisch: Pintxos). Bei uns war es eben mehrmals ein Wein und folglich auch mehr als ein Snack. Die Essenskultur müssen wir noch etwas üben, aber es war einfach zu lecker. Die rote Brücke im Vordergrund des Fotos (Pont de les Peixateries Velles, 1876 erbaut) mit Blick auf die Kathedrale von Girona ist von Gustav Eiffel entworfen, ja genau der, der auch den Eiffelturm entworfen hat!
Dalís Haus mit dem zugehörigen Garten liegt malerisch in einer Bucht, durchaus sehr abgeschieden. Noch abgeschiedener als es Cadaqués selbst schon ist. Es sind zwar nur 15 min zu Fuss von Cadaqués, aber die Ruhe ist schon beeindruckend, da die Anzahl der Touristen sich auch in Grenzen hält, weil man nur geführte Touren durch sein Wohnhaus machen kann. Wir haben den letzten Abend nach unserer „Rückkehr“ aus Portlligat dann ganz entspannt bei Estrella Galicia am Hafen während des Sonnenuntergangs und später Tapas am Meer ausklingen lassen, bevor es am nächsten Tag weiter ging zu unserer nächsten Station, dem 1,5 Autostunden südlich gelegenen Girona.
Cadaqués ist neben der malerischen Lage vor allem bekannt, weil Salvador Dalí nebenan in Portlligat in sein Wohnhaus hatte, in dem er die meiste Zeit seines Lebens, mehr oder weniger mit seiner Frau Gaia verbracht hat. Ein wirklich verrücktes Haus: Architektur, Einrichtung und das ein oder andere Detail passen perfekt zu diesem äußert extrovertiertem Künstler. Dalí hielt sich zeitlebens für den größten Künstler und ist durch seine Kunst auch schon zu Lebzeiten zu beachtlichem Reichtum gekommen. Dieses Foto ist der Blick aus dem Fenster in seinem Schlafzimmer. Über einen Spiegel konnte er im Bett liegend durch dieses Fenster hinaussehen, in den Osten. Da Portlligat der östlichste bewohnte Punkt Festlandspaniens ist, sagte er Zeitlebens über sich, dass er jeden Morgen der erste Spanier sei, der die Sonne aufgehen sieht.
Die Fahrt nach Cadaqués war tatsächlich recht entspannt, zuletzt in Serpentinen hoch über einen Bergpass und dann wieder runter ans Meer, in diese kleine Stadt, herrlich gelegen. Google Maps funktioniert hier nicht so wirklich, weshalb unsere Gastgeberin uns ein Video von der Anfahrt zur Unterkunft gesandt hat. Irgendwie verpassen wir in dem kleinen Ort aber den richtigen Weg, fahren doch nach Google Maps und stehe auf einem vor der Entscheidung: Google Maps folgen und die Straße, die steil bergab geht, einspurig und eine Einbahnstraße ist zu nehmen, oder umzudrehen und noch mal in Ruhe zu schauen. Klar, wir nehmen die Einbahnstraße…An dessen Ende erwartet uns ein Polizist, der gerade dafür sorgt, dass Schulkinder heil nach Hause kommen und sichtlich not amused ist. Jans Freundin, die fließend Spanisch spricht, versucht ihm die Situation zu erklären; ich, der Fahrer mache auf hilflos-ahnungslos, was alles aber nicht so richtig hilft. Irgendwie steht ein Bussgeld in Höhe von 500 Euro im Raum, als plötzlich die Gastgeberin um die Ecke kommt und die Situation auflöst. Der Polizist ist ihr Nachbar und wir doofe Tourist:innen, die auf Google Maps geachtet haben. Also keine 500 Euro Strafe. Nur unser Auto sollen wir bitte ganz ans Ende der Strasse parken, damit der Polizist es nicht mehr sieht. Nachher überlegt er es sich noch anders.
Weiter geht die Fahrt durch Frankreich, je weiter wir in Richtung Süden fahren, desto besser wird das Wetter. Das Ziel Cadaqués, kurz hinter der französisch, spanischen Grenze, fest im Blick. Als wir durch den Morgenverkehr von Lyon durch sind und das Mittelmeer schon sehen können, machen wir eine kurze Pause an ebenjenem und genießen die ersten kräftigen Sonnenstrahlen bei Baguette und Wurst und Coke Zero am Plage du Lido süd-westlich von Montpellier. Auf dem Weg nach Cadaqués sammeln wir noch kurz vor dem Ziel in Figuerres Jans Freundin ein, die die Tage dort mit uns zusammen verbringt.
Ein Roadtrip in den Norden Spaniens! Es geht also wieder los: Jan und Andi, stabilste Travelcombo seit 2015. Dieses Mal soll das Ziel in Europa liegen, mit dem Auto erreichbar sein und schon die Chance auf Sonne bieten. Ausserdem soll Spanisch gesprochen werden. Also gut, bleibt nur Spanien als Ziel, der Norden genauer gesagt. Los geht es also Anfang März 2024, 9 Tage und etwa 5500 km vor uns. Erstes Ziel, aber nur zum Übernachten, in einem sehr kleinen Zimmer: Dijon. Nett, schöner Abend, gutes erstes Ziel, Zwischenstopp. Aber eben Frankreich, hier wird nicht Spanisch gesprochen, also schnell weiter.
Ein zugiger Novembertag in Berlin, abwechselnd Sonne und Regen. Ein Ausflug zum Teufelsberg stand an, wie vor über 5 Jahren schon ein mal. Als ehemaliger Teilzeitösterreicher, der zum gelegentlichen Wandern genötigt worden ist, kann ich über das Wort Berg bei 120 m Höhe natürlich immer noch nur nur schmunzeln, aber der Ausflug war trotzdem schön. Weil spannend, aufgrund der Geschichte, als Abhörstation während des Kalten Krieges. Mittlerweile zahlt man 10€ anstelle der 8 € Eintritt, um diesen großen Schrottplatz mit verfallenden Gebäuden zu besichtigen. Die Graffitis haben sich geändert, bis auf dieses hier, das ich damals schon fotografiert hatte. Damals hatten mir schon die Comics mit der Katze gefallen. Immer noch aktuell....
Der Blick aus den Fenstern des Besuchsstockwerk des Taipei 101 ist atemberaubend. Die Höhe wirkt surreal, alles sieht aus wie im Miniaturwunderland, Menschen sind kaum zu erkennen, Autos wirken wie Spielzeug. Die Stadt erstreckt sich über den Horizont hinaus, Taipei selbst und New-Taipei gehen nahtlos ineinander über und bieten über 7 Mio. Menschen ein zu Hause. Faszinierend ist der Blick in die bergige Richtung der Insel, da es wirkt als schlängele sich die Stadt entlang der Berge und Wälder, die Stadt passt sich der Natur an.
Mit diesem Blick über die spannende und sich rasend verändernde Stadt, als Zentrum eines Landes, das geopolitische Relevanz wie kaum ein anderes in der Welt besitzt und das Zentrum der fortschrittlichsten Mikroelektronik beherbergt, ist es Zeit, Abschied aus Taiwan zu nehmen. Wir sehen uns wieder!
Am letzten Tag der Delegationsreise, dem Samstag gab es noch etwas Zeit bis zum Abflug, vereinbart war, gegen 18 Uhr am Hotel den Bus zum Flughafen zu nehmen. Also ausreichend Zeit, um nach dem Frühstück die letzten Stunden in Taipei mit Sight Seeing zu verbringen. Und eines geht natürlich gar nicht, Tapei zu verlassen, ohne den Blick über die Stadt von Taipei101 zu erkunden, zumal keine 150 m von unserem Hotel gelegen.
Zeitweise das höchste Gebäude der Welt ragt er mit 508 Metern (benannt nach seinen 101 Stockwerken) weit über die Skyline der Stadt und bieten von den beiden Besucher-Stockwerken einen unfassbaren Blick. Man kann im inneren sogar ein Blick auf das Pendel werfen, das in der Spitze aufgehängt ist und sich über 4 Stockwerke erstreckt, um in dem Erdbeben-gefährdeten Gebiet Schwingungen im Gebäude abzufangen. Ebenso beeindruckend wie der Ausblick und das Pendel ist die Fahrt in das Stockwerk mit der Aussichtsplattform in der 89. Etage mit dem Fahrtstuhl. Man wird mit 60 km/h quasi in den Himmel befördert und ist in weniger als 45 Sekunden in 420 Metern Höhe.
Am Tag der Ankunft in Taipei, Sonntag morgens um 9 Uhr am Flughafen nach 13 Stunden Flug, hieß es zunächst, Transfer zum Hotel, einchecken, etwas ausruhen und ankommen. Am späteren Nachmittag stand dann direkt das erste Briefing unserer Delegation durch die Kollegen:innen aus dem Bildungsministerium an. Sehr entspannt, sehr freundlich, aber trotzdem verbindlich und fachlich interessant. Dabei kam von Erfahrenen-Taiwanreisenden die Idee, direkt danach auf den Elephantmountain zu gehen, der unweit unseres Hotels liegt, und einen großartigen Blick über Taipei ermöglicht mit dem unvermeidlichen Tapei101 als Ankerpunkt in der Skyline. Er ist 183 m hoch und hat einen Wanderweg, die Stufen hoch sind zahlreich und für einen Wintergewöhnten Westeuropäer nach langer Reise ist es dann doch recht anstrengend. Aber es hat sich gelohnt!
Am besten haben mir die Dumplings geschmeckt, gefüllt mit Hackfleisch, frisch zubereitet vor unseren Augen. Serviert in einer kleinen Pappschale mit einer soya-artigen Sauce und chilli-paste. Wirklich super lecker!
Aber unsere kleine gegenseitige Probierrunde war wirklich gelungen, ein Snack-Schnell-Durchlauf durch die Taiwanesische Night-Market-Küche.
An einem Stand standen wir recht lange an, weil wir dachten es gäbe eine Schlange. Aber irgendwie hat dann jeder andere, auch die neu dazu gekommenen bestellt und wir wurden von den beiden Verkäufern keines Blickes gewürdigt. Es hätte irgendeine Noodle Soup geben sollen, die recht lecker aussah. Hätte…Scheinbar war es eher für locals und ohne Sprachkenntnisse in Mandarin war es uns unmöglich zu bestellen. Als dann später eine Kollegin von unserem Versuch erfahren hat, sagte sie, wir sollen froh sein, weil der Stand für seine Noodle Soup mit Innereien bekannt sei.